Mittwoch, 25. Dezember 2013

Fröhliche Weihnachten :)


Einen lieben Weihnachtsgruß auch von uns :)
Ich wünsche Euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Freitag, 20. Dezember 2013

So ein bisschen Weihnachtsstimmung

Nach langer Zeit des Schweigens lass ich mal wieder was von mir hören. 
so ein bisschen Weihnachten am Frühstückstisch

Weihnachten steht vor der Tür, aber für mich fühlt es sich so gar nicht weihnachtlich an. Kein Schnee, kein Weihnachtsmarkt, kein Punsch, kein Adventskalender! Dafür Hitze, Reis, Kitsch und noch mehr Kitsch. Dabei haben Sabrina und ich uns so große Mühe gegeben und versucht die Adventstimmung bis nach Indien zu holen. Beim Essen haben wir ein paar elektrische Teelichter angemacht und unseren Tisch mit Weihnachtsservietten dekoriert. Ich habe unsere Zimmertür mit Sterne beklebt und lass die ganze Zeit Weihnachtslieder laufen, die von Schnee und der kalten Jahreszeit singen. Aber es kommt doch eigentlich gar nicht darauf an,wie "weihnachtlich" man sich fühlt. Vielmehr ist unser Herr Jesus Christus auf die Erde gekommen und wir feiern seine Geburt. Halleluja!

Wie ich schon zuvor mehrfach berichtet habe, können die Inder richtig gut feiern mit allem drum und dran. Da Weihnachten ein sehr guter Grund zum Feiern ist, möchte ich euch von ein paar Highlights aus meinem Dienst berichten.

Das erste Fest war das STAR-FEST



500 Kinder an einem Ort und eine glückliche Alisa dazu. So könnte man es auch beschreiben. Bei dem Star-Fest handelt es sich um eine Competition, oder zu Deutsch: um einen Wettbewerb. Alle Kinderheime der IGL kommen zusammen und treffen sich in der Konferenzhalle, um ihr Können zu zeigen. Für die Kinder ist dies das größte Highlight des Jahres. Sie alle werden mir neuen Kleidern herausgeputzt und haben ein ganzes Wochenende Spaß ohne Ende. Sie treten in verschiedenen Disziplinen gegen einander an und am Ende gibt es eine Siegerehrung mit "tollen"  Preisen. Fünf verschiedene Disziplinen gibt es dabei zur Auswahl:

Tanzen, das ist mein persönlicher Favorit. Es ist wirklich unglaublich, hier kann jeder Tanzen! Da kommt man sich
sogar die Jungs sind begeisterte Tänzer
als unbewegliche, steife Deutsche richtig dumm vor. Von jung bis alt kann hier jeder das Tanzbein schwingen und beherrscht nicht nur den Macarena Song, nein ganz im Gegenteil total aufwendige und ausgefallene Tänze. Die Kinder haben sich richtig ins Zeug gelegt. Nicht nur mir der Choreography, sondern auch mit ihren Kostümen und dem Make up. Jeder wollte der Beste sein und hat versucht mit seinen Mitteln die Jury von sich zu überzeugen. Das Paradoxe bei dem ganzen Getanze ist, dass die Tänze mit so viel Hüftschwung und sonstigem anderen Gewackel ausgeführt werden, dass man seinen Augen nicht traut und man kaum glauben kann in Indien zu sein. Dieses Land ist so verklemmt,  man darf keine Haut zeigen und jeder Ansatz von Weiblichkeit wird mit weiten Klamotten und einem Schal verdeckt: Aber wenn es dann ums Tanzen geht, schaut jeder darüber hinweg.



jetzt versteht ihr, was ich mit "kitschig" meine ;)
Die zweite Kategorie war Singen. Ich möchte ja nicht pauschalisieren, aber ich glaube kein einziger Inder kann singen. Man kann es eigentlich kaum Singen nennen, ein Gequitsche ist wohl eher die passendere Beschreibung. Manchmal war ich überrascht, dass man die Töne überhaupt noch hören kann. 


immer schön die Bibel in der Hand






Eine weitere Kategorie waren die Memory verses. Der Kandiat hat hier fünf Minuten Zeit, um möglichst viele Bibelverse zu einem bestimmten Thema auswenig auf zu sagen. Dieses Jahr stand der Wettbewerb unter dem Motto "Jesus saves". Am Schluss gewinnt derjenige, der am meisten Wörter gesagt hat. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schnell die geredet haben, ähnlich wie ein Wasserfall.


beim Reden schwingen
Speach (Rede). Zu einem  bestimmten Thema musste nun der Kandidat eine Rede oder Predigt zusammen stellen und mit seinen rhetorischen Fähigkeiten zeigen, wie wortgewand er oder sie  ist.

Bei dem Skit, oder auch mini Skatch genannt, wurde ein kleines Theaterstück, immer zu dem selben Thema, auf der Bühne aufgeführt.

Das Starfest ist wirklich wunderschön gewesen. 
Das Schöne daran war, dass ich schon etliche Kinder von den Medical Camps her kennen gelernt habe, die ich hier wieder getroffen habe. Als Resumee kann ich fest halten: ein Wochenende mit viel Spaß, vielen schiefen Tönen, einem Haufen voller begeisterter Kinder und einer sehr, sehr glücklichen Alisa.




Sabrina und ich beim Versuch zu tanzen





Das zweite Highlight war der ANNUAL/ CHRISTMAS DAY in der Anderson School.
(Für alle, die es nicht wissen, das ist die Schule, an der ich unterrichte). 



Der Higher Choir
Dieses Ereignis ist der Inbegriff von Prestige. Hier wird mal so richtig gezeigt, was die Schule zu bieten hat. Alles und jeder wird tatal herausgeputzt. Keine Mühen und Kosten sind dabei zu groß. Aber was ist der Annual Day überhaupt? 
An diesem Tag kommen alle Verwandten eines Schülers in die Schule und es gibt am Anfang eine riesige Aufführung mit Ehrung der besten Schüler und anschließend einem mega Programm mit Tänzen, Theateraufführung, Chören etc. Etwa 800 Inder und zwei weiße Frauen haben dieses Jahr dieses Ereignis besucht. Aber wir haben auch aktiv teilgenommen, wir haben im Higher Choir mitgesungen. Der war so ganz am Rande bemerkt furchtbar, also nicht der Rede wert, um weiter davon zu berichten. Unser größerer Beitrag an der Veranstaltung war das  Mini  Musical vom junor Choir. Wir durften die gute Fee spielen und dem Chor Fragen stellen, die dann beantwortet wurden. Das ganze wurde mit Liedern und dazu passenden Tänzen untermalt. Wie schon erwähnt, haben wir die gute Fee gespielt. Ich kam mir aber eher wie eine Barbie vor. Ich wurde in ein furchtbar hässliches, weißes Kleid, (dem Traum eines jeden fünfjährigen Mädchens), geteckt und dazu habe ich eine Krone und zu guter letzt einen Zauberstab bekommen. Das war aber noch nicht genug. Ich wurde auch wie eine Barbie mit so viel Rouge geschminkt, dass es für ein ganzes Jahr gereicht hätte. Mich wundert es überhaupt, dass ich mein Gesicht bei dieser Menge Make up überhaupt  noch bewegen konnte. Nun ja, alles in allem war es wirklich ein ganz toller Abend.
Joinor Choir
 
die Angst vor dem Schminken



Make up ahhh!
Zucker!
 
der Traditionelle Tanz

schrecklich
Sunflower Song :)
beim Warten auf den großen Auftritt

Sathya und ich

Das war jetzt wirklich viel Text. Falls ihr das alles durchgelesen habt, dann habt ihr echt einen Orden verdient. Nach so viel "Textarbeit" brauche ich erst mal Urlaub und den werde ich mir holen. Silvester werde ich nämlich am Strand unter Palmen verbringen. Habt ihr schon eine Idee wo es hingehen könnte?
Nach GOA!!!! Oh meine Güte, ich freue mich schon so darauf. Also, den nächsten Eintrag schreibe ich dann über meinen Urlaub und bis dahin wünsche ich euch FROHE WEIHNACHTEN und einen GUTEN RUTSCH INS JAHR 2014!!

Montag, 2. Dezember 2013

4 Städte und ein Zwischenseminar

Wie ich schon im letzten Blogeintrag angekündigt habe, möchte ich euch von unserer ersten größeren Reise erzählen, die wir unternommen haben. 
Unsere Abenteuerreise hat begonnen  mit:


PONDYCHERRY- das kleine Frankreich in Indien

Pondycherry beim Sonnenaufgang
Mitten in der Nacht sind wir mit dem Bus von Salem losgefahren. Zwei abenteuerlustige Mädels, die sich nach Freiheit sehnen. Morgens um 5:30 Uhr sind wir dann in Pondycherry, der Stadt ohne Alkoholsteuer, angekommen. Pondycherry liegt am Golf von Bengalen, ca 135 km südlich von Chennai.  Es war dunkel. Wir waren völlig orientierungslos und um uns herum nur betrunkene Männer. "Da fühle ich mich doch gleich richtig  wohl". Wir sind einfach sofort zum Strand gefahren und haben dann den Sonnenaufgang am Meer genossen.


Pondycherry ist eine alte französische Kolonialstadt in Indien, die ihr französisches Flair noch nicht ganz verloren hat. Hier und da sind ein paar kopfsteingepflasterte Straßen, einige senffarbene Häuser und ein paar Boulevards zu erkennen. Das schönste an Pondycherry aber ist die Promenade am Strand.Überall sind kleine süße Cafés zu finden, in denen man Croissants oder sonstige Leckereien bestellen kann. Man könnte fast vergessen, dass man in Indien ist, wenn da nicht der ohrenbetäubende Lärm wäre, die Rikschafahrer nicht wie die Irren an dir vorbei sausen würden, oder nicht alles mit Müll voll gepflastert wäre.

Am nächsten Tag sind noch weitere drei CVJM Freiwillige zu uns gestoßen und gemeinsam wollten wir dann die Stadt ein wenig unsicher machen. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Zyklon hat uns völlig erwischt. Starke Regenschauer, heftige Winde und schief stehende Palmen haben uns diesen Tag versüßt. Aber das kann uns Profi-Globetrotter doch nicht erschüttern ;). Wir haben die süßen, kleinen Cafés besucht und uns den Tempel mit Tempelelefant angeschaut und viel Zeit zum Reden gehabt.

der Zyklon

wir CVJM Freiwillige

der Tempelelefant

Am nächsten Tag haben wir dann Auroville genauer unter die Lupe genommen. Auroville ist eine utophische Modellstadt von internationalen Bewohnern. Dahinter steckt die Idee, eine universelle Stadt zu bauen, die niemanden spezifisch, sondern der gesamten Menschheit gehört. Jeder ist gleich und hat deshalb auch dieselben Rechte, Gehälter etc. Auroville versucht eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Die Gründerin, die auch die Mutter genanntwird, von Auroville wird hier wie eine Göttin verehrt. Das Zentrum dieser Stadt wird von einer riesigen goldene Kugel gebildet. Diese wiederum enthält eine Glaskugel, die die Energie und den Frieden von Auroville enthalten soll. Auroville ist also eine Mischung aus Kommunismus und Spiritualität. Naja, für meinen Geschmack ein wenig zu viel New Age.
 
die goldene Kugel von Auroville


TIRUVANNAMALAI - Zwischen Hinduismus und Sinnessuche

der Tempelkomplex von oben

Bevor wir die ganzen anderen Freiwillige getroffen haben, die mit weltwärts in Indien unterwegs sind, haben wir einen Abstecher nach Tiruvannamalai gemacht. Mein erster Eindruck von dieser Stadt: Urhinduistisch! Das liegt wahrscheinlich an dem riesigen Arunachales Tempel. Genauer betrachtet ist der gesamte Tempelkomplex zehn Hektar groß. Jährlich pilgern tausende Hindus hierher. Pilger besuchen nicht nur den Arunachaleswara-Tempel, sondern besteigen oder umkreisen auch den sagenumwobenen Berg, nach dem er benannt ist. Dort soll der Gott Shiva in einer Feuersäule erschienen sein. 
die Hindus beten einen Baum an
ein Hindu Pilger
Sabrina und ich

vor dem Tempel

Doch mein erster Eindruck täuscht. Nicht alles ist ausschließlich hinduistisch.Wenn man genauer hinschaut, findet man hier eine große Anzahl von weißen Menschen. Sie alle werden von dem Sri-Ramana-Ashram angezogen. Ein Ashram ist ein Ort, an dem man arbeitet und meditiert. Man versucht an diesem Ort sein inneres Ich, also die eigene Identität zu finden. Die Ashram Jünger beten einen halbnackten, verstorbenen Guru an, der durch Schweigen zur Erleuchtung gekommen ist. Der tiefere Sinn der Lehre dieses Mannes habe ich aber noch nicht ganz begriffen.
Den Arunachales Berg haben wir natürlich auch bestiegen und zwar barfuß, da er für Hindus heilig ist und Schuhe daher verboten sind. Alles in allem kann ich sagen: Dieser Ort ist sehr spirituell und auch ein wenig seltsam!
der halbnackte Guru


TRANQUEBAR-  Sommer im Winter

in Tranquebar hat dann unser Zwischenseminar statt gefunden. Tranquebar liegt an einem wunderschönen Strand. Fast wie im Urlaub! Das Seminar war gut, auch wenn es ungewohnt war so viel deutsch zu reden.






TRICHY - Schon wieder ein Tempel




Nach etlichen hochpädagogischen Seminaren sind wir dann nach Trichy weiter gefahren, um dem Kirchenrat von der TELC "Hallo" zu sagen. Bei dieser Gelegeheit haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch Trichy ein wenig näher zu erkunden. Dort gibt es den größten Sarree Laden, den wir für unseren Einkauf stürmen konnten und natürlich, wer hätte es gedacht, gleich mehrere Tempel. In einem Tempel sind wir sogar aufs Dach gestiegen und mal wieder barfuß auf einen Tempelberg geklettert.


auf dem Tempeldach
der Bergtempel für Shiva




Die Super Traveller ;)



Mittwoch, 13. November 2013

Diwali und der restliche Alltag

Als ich neulich so durch meinen Blog gestöbert bin, ist mir aufgefallen, dass ich so gut wie noch nichts über meinen Alltag erzählt habe. Das werde ich jetzt ändern. 
Diwali Sweets. Sehen nicht nur fettig aus, sondern sind es auch

Letzte Woche war das Diwali Fest. Für jeden nicht Hindu hier als Erklärung: Das ist das größte Hindu Festival des Jahres. Es wird auch Lichterfest genannt und zu Ehren des Gottes Shiva gefeiert. Vier Tage lang wird gefeiert und gegessen und noch mehr gefeiert. Man kauft sich neue Kleidung, die dann an der Diwali eingeweiht werden und außerdem werden Geschenke verteilt. Fast so ähnlich, wie bei uns das Weihnachtsfest. Ganz traditionell werden auch Diwali Süßigkeiten gegessen. Diejenigen, die mich gut kennen, wissen, dass ich nicht "Nein" zu etwas Süßem sagen kann. Aber diese Sweets sind sogar mir zu süß. Sie bestehen zum Großteil aus Butter und Zucker, diese Kombination bringen jeden Diabetiker um! Zum Höhepunkt dieses Festes werden dann Feuerwerke abgeschossen und diese sind nicht ganz ohne. Uns wurde erzählt, dass es z.B. einen Böller gibt, der sich Atombombe nennt. Wenn der los geht und man daneben steht, ist man für gut 5 Tage taub. Er ist nicht nur laut, nein, man spürt sogar die Druckwelle danach. Wir haben das Diwali auf dem Collegedach gefeiert, indem wir das laute Feuerwerk bewundert haben und Diwali Sweets gegessen haben. 

Unsere kleinen Rabauken Nr.1
Und nun zu einem ganz anderen Thema. Meine Karierre als Lehrerin: Ja, ich bin wirklich eine Lehrerin, auch wenn ich es mir davor nie vorstellen konnte. Letzte Woche haben wir unseren ersten Vokabeltest in Deutsch geschrieben. Mit großen Erwartungen haben wir ihn korrigiert und sind bitter entäuscht worden. Der Leistungsdurchschnitt war einfach grauenhaft! Da hat sich uns die Frage gestellt, woran das wohl liegt. An uns?! Nein, niemals. Denn eigentlich sind unsere Schüler nicht schlecht. Mündlich zumindest. Der Schwerpunkt unseres Unterrichts liegt halt bei der Aussprache. Nach einem Jahr Deutsch kann man leider nicht so viel erwarten. Wir haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, dass wir ihnen mindestens Smalltalk beibringen und hier liegt die Lösung des Problemes. Wir sind halt doch blutige  Anfänger. Jetzt heißt es zu dem zusätzichen Spaß wie "Vokabelfußball", "Eckenrennen" uns sonstigen Lernspielen auch noch viele schriftliche Übungen. Da geht das Herz eines jeden Schülers auf. Nun ja, aber im Vergleich zu den anderen Lehrern sind wir relativ locker.
Und hier der andere Teil der Klasse.
Wobei wir doch immer mehr strenger werden. Aber für mich kommt es einfach nicht in die Tüte mir durch Schläge Respekt bei den Schülern zu verschaffen, denn das ist hier absolut üblich. Aber wie bestraft man einen Schüler, wenn er nicht gehorchtt?! Hier sind wir schon sehr kreativ geworden. Neulich habe ich einem Jungen angedroht, ihn zwischen zwei Mädchen zu setzten. Leider hat es nicht ganz so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe aber hey, ein Versuch war es wert. Was eigentlich immer funktioniert ist jemand hinten in der Ecke stehen zu lassen und ihm jegliche Konversation zu verbieten. Wenn das nicht mehr klappt, dann muss halt eine andere Methode  herhalten. Je mehr ich in die Rolle des Lehrers schlüpfe, desto mehr macht es mir Spaß. Aber das ein Leben lang zu machen... Mh ,wohl eher nicht. Aber man weiß ja nie.


Die Amis und wir bei einer Hochzeit
Heute haben uns auch unsere zwei Mitvolontäre verlassen und sind auf und davon nach Amerika. Gerade eben haben wir dann ganz alleine in dem großen Speisesaal gegessen. Wirklich komich, so ganz ohne unsere Amis. Aber das Trübsalblasen hält sich in Grenzen, denn ab morgen gehts auf nach Thiruvannamalai, Pondycherry und dann noch aufs Zwischenseminar. Unsere erste "größere" Reise. In Pondycherry treffen wir dann noch ein paar andere CVJM Voluntäre. Da freu ich mich schon sehr drauf. 

Hier noch ein paar Bilder, die auf dem Collegedach entstanden sind.



Die Aussicht



Ganz typisch indisch. Mit Saree, Blumen und sonstigen Schnick Schnack

Sabrina und ich

Montag, 28. Oktober 2013

Ein ganz besonderes Ereignis

Wie schön Indien manchmal sein kann.


Hallo ihr da darußen im kalten Deutschland,

Ja, ich lebe noch und der Zyklon hat uns nicht betroffen. Wir haben ehrlich gesagt gar nichts von dem Unwetter mitbekommen.

Heute möchte ich euch von einem ganz besonderen Ereignis erzählen, welches wir diesen Sonntag erleben durften.
Wie gewöhnlich sind wir am Sonntag in eine der Dorfkirchen zum Gottesdienst gegangen. Dieses mal war Sabrina mit predigen dran. Die Kirche, die wir besucht haben ist relativ neu und liegt etwas außerhalb.
Vor jeder Kirche werden die Schuhe ausgezogen, da man einen heiligen Ort betritt
Doch vorweg ein paar Fakten, die ihr wissen müsst zum besseren Verständnis. Viele Inder aus ländlichen Gegenden haben weiße Menschen bisher oftmals nur auf Werbeplakaten gesehen und sind daher immer recht schnell "aus dem Häuschen", wenn sie ein paar weiße Menschen auf der Straße sehen. Dass man angestarrt wird, ist keine Seltenheit. Die meisten Inder sind zu schüchtern, um uns anzusprechen und wenn sie nur ein klein wenig Englisch sprechen, werden wir oft gefragt, aus welchem Land wir kommen. Es kommt auch vor, dass heimlich Bilder von uns gemacht werden oder wildfremde Menschen fragen, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen. Man befindet sich also häufig in einer Sonderstellung. Am Anfang war das schon komisch, aber man gewöhnt sich doch relativ schnell an die besondere Aufmerksamkeit, die man auslöst und lernt dann auch, wie man am besten mit solchen Situationen umgehen muss.
Eine einfaches, ländliches Haus
Also, Sabrina hat die Predigt für diesen Sonntag gehalten und nach dem Gottesdienst meinte der Pastor, dass heute ein neugeborenes Kind gesegnet werden soll. Da wir gerade an diesem Tag da waren, wurde uns die Ehre zugeteilt, dieses Kind zu segnen. Aber das ist noch längst nicht alles. In Indien ist es Tradition, dass ein Kind erst am 20ten Tag nach der Geburt seinen Namen erhält. Und jetzt kommt der Hammer: wir wurden gebeten einen Namen für dieses kleine Mädchen auszusuchen. Schon komisch, dass Eltern sich Monate lang den Kopf zerbrechen, wie sie ihr Kind nennen wollen und wir mussten uns innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden, welcher Name zu diesem Mädchen passt. Wobei ich hier klar stellen muss ,dass es sich nur um den zweiten Namen handelt ( glaube und hoffe ich zumindest mal). Da wir relativ wenig Zeit zum Überlegen hatten, wir aber einen charakterstarken, biblischen Vornamen geben wollten der in Indien auch öfters mal vorkommt, haben wir uns für Martha entschieden. Das war schon eine mega, riesige Ehre. Leider hatte keiner von uns eine Kamera dabei und so konnten wir auch keine Bilder machen. Aber ich bin mir sicher, dass wir diese Gemeinde mal wieder besuchen werden und dann holen wir den Fototermin nach. 
Es wäre schon echt cool, wenn ich dieses Mädchen in ein paar Jahren wieder treffen könnte und sehen würde, was aus ihr geworden ist.
Dieses beeindruckende Erlebnis werde ich sicher nicht so schnell vergessen!

Dienstag, 8. Oktober 2013

Medical Camps

Die krasseste und interessanteste Woche war bis jetzt wohl die Medical Camp Woche. Die Erlebnisse bei diesem Einsatz waren für uns auch gar nicht so einfach zu verdauen. In diesen Tagen haben wir sehr viel gesehen und erlebt. Für mich war diese Zeit wahrscheinlich auch die Prägendste. Wir durften das Medical Team in abgelegene Dörfer begleiten und, soweit es unsere Fähigkeiten zugelassen haben, helfen.


Nachdem wir in den Dörfern angekommen sind, (im Durchschnitt sind wir ca.drei Stunden hingefahren) haben wir zuerst unsere drei sehr einfachen „Praxen“ aufgebaut. 

beim Zahnarzt




Die Zahnarztpraxis
Sie wurde von einem Zahnarzt und vier Helfern geführt. Hier wurden meistens Zähne gezogen und Löcher behandelt. Karies ist in Indien ein großes Problem. Ich habe viele, vor allem Kinder gesehen, deren Zähne von Karies fast vollkommen aufgefressen waren. Man hätte einen Apfelkern ohne weitere Probleme in die Löcher legen können. Mundhygiene wird auf dem Land nicht gerade groß geschrieben..












wunderschöne Brillen. Ähm Nein!
Die Augenarztpraxis 
Dort durften wir mithelfen, Brillen zu verteilen. Das war manchmal gar nicht so einfach, da die Inder doch sehr wählerisch sind. Die Brillen für Weitsichtige, also Lesebrillen sind nämlich hauptsächlich alte, gespendete Brillen. Oftmals waren es "Omabrillen", altmodische Hornbrillen oder Brillen aus den 80er Jahren, also nicht gerade die aktuellsten Modelle. Immer wieder und äußerst hartnäckig wurden wir gefragt, ob wir die Brillen gegen ein kleineres Modell umtauschen könnten. Und dann versuch mal jemanden in einer fremden Sprache zu erklären, dass das nicht möglich ist. Es gab aber auch andere Fälle.     Manchmal haben wir einem Inder eine Brille aufgesetzt und er hat sich daraufhin immer wieder bedankt, dass er wieder richtig sehen kann. Solche Momente sind sehr kostbar und haben mich richtig glücklich gemacht, denn oftmals kam die Hilfe zu spät.
Eine Lesebrille für eine Frau
die Brillenauswahl
 




Die Allgemeinarztpraxis
Hier wurde nach Möglichkeit jeder und alles behandelt. Die Medikamente waren jedoch nicht gerade vielfältig und deshalb wurden Schmerzen einfach mit einer Tablette Parazetamol behandelt. Für mich sah es so aus, als ob die Ärzte oftmals im Dunkeln tappen und auf gut Glück Medikamente verteilen. Das lag aber meistens nur daran, dass es keine Möglichkeit gab spezifische Tests zu machen.



Unser Aufgebot war recht spartanisch und dennoch sehr hilfreich. Die medizinische Hilfe wird in den Dörfern sehr dringend gebraucht, vor allem die kostenlosen Medikamente. Solche Camps gibt es leider viel zu selten. Manchmal kam ich mir so hilflos vor, wie z.B, als ich einen Mann gesehen habe, der einen Ei großen Tumor in seinem Gesicht hatte, oder, als wir einer Frau sagen mussten, dass sie Asthma hat und sie daraufhin  angefangen hat zu weinen, da sie zu arm ist, um die Medikamente auf Dauer zu bezahlen. Man lernt hier schon sehr dankbar zu sein für das, was man in Deutschland hat. 

Das Team

Was man auch deutlich gemerkt hat ist, dass der Hinduismus in den kleinen, ländlichen Dörfern sehr fest verankert ist. Je hinduistischer, desto größer der Aberglaube. In einem Dorf wurde z.B ein Berg angebetet. Dieser sollte helfen „lästige“ Menschen los zu werden. Nicht nur der Aberglaube ist hier groß, auch die Abneigung gegen Christen ist sehr ausgeprägt. In dem letzten Dorf, das wir besucht haben, war das besonders deutlich zu spüren. Es gab solche Androhungen wie: „Wenn deine weißen Christenfreunde uns Schmerzen bereiten, dann bereiten wir dir auch Schmerzen“. Es gibt ja auch Schmerzen während einer Behandlung, wie z.B. nach einer Zahn-OP. Für den örtlichen Pfarrer war das nichts Neues, denn er wurde wegen seinem Glauben misshandelt und hat deswegen schon körperliche Schmerzen erlitten. Obwohl die Dorfbewohner dem Pastor schon das Bein gebrochen und sein Haus angezündet haben, kommt er trotzdem immer wieder zurück. Ich finde das sehr bewundernswert.



Wenn ich mir früher vorgestellt habe, bei einem Medical Camp mit zu helfen, dachte ich immer, dass alle Leute sehr dankbar und glücklich über unsere Hilfe sind. Das stimmt schon: manche Menschen sind sehr dankbar, aber nicht alle. Einige gehen auch nur zu den Ärzten und holen sich Medikamente, um sie später wieder verkaufen zu können. Es ist also nicht immer alles so rosig. Dennoch bin ich der Meinung, dass solche Camps enorm wichtig sind, auch wenn man nicht immer eine entsprechend dankbare Reaktion erhält.

kleine Freuden mit Kindern
( dieses Kind hat zum ersten Mal in ihrem Leben einen weißen Menschen gesehen)