Montag, 28. Oktober 2013

Ein ganz besonderes Ereignis

Wie schön Indien manchmal sein kann.


Hallo ihr da darußen im kalten Deutschland,

Ja, ich lebe noch und der Zyklon hat uns nicht betroffen. Wir haben ehrlich gesagt gar nichts von dem Unwetter mitbekommen.

Heute möchte ich euch von einem ganz besonderen Ereignis erzählen, welches wir diesen Sonntag erleben durften.
Wie gewöhnlich sind wir am Sonntag in eine der Dorfkirchen zum Gottesdienst gegangen. Dieses mal war Sabrina mit predigen dran. Die Kirche, die wir besucht haben ist relativ neu und liegt etwas außerhalb.
Vor jeder Kirche werden die Schuhe ausgezogen, da man einen heiligen Ort betritt
Doch vorweg ein paar Fakten, die ihr wissen müsst zum besseren Verständnis. Viele Inder aus ländlichen Gegenden haben weiße Menschen bisher oftmals nur auf Werbeplakaten gesehen und sind daher immer recht schnell "aus dem Häuschen", wenn sie ein paar weiße Menschen auf der Straße sehen. Dass man angestarrt wird, ist keine Seltenheit. Die meisten Inder sind zu schüchtern, um uns anzusprechen und wenn sie nur ein klein wenig Englisch sprechen, werden wir oft gefragt, aus welchem Land wir kommen. Es kommt auch vor, dass heimlich Bilder von uns gemacht werden oder wildfremde Menschen fragen, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen. Man befindet sich also häufig in einer Sonderstellung. Am Anfang war das schon komisch, aber man gewöhnt sich doch relativ schnell an die besondere Aufmerksamkeit, die man auslöst und lernt dann auch, wie man am besten mit solchen Situationen umgehen muss.
Eine einfaches, ländliches Haus
Also, Sabrina hat die Predigt für diesen Sonntag gehalten und nach dem Gottesdienst meinte der Pastor, dass heute ein neugeborenes Kind gesegnet werden soll. Da wir gerade an diesem Tag da waren, wurde uns die Ehre zugeteilt, dieses Kind zu segnen. Aber das ist noch längst nicht alles. In Indien ist es Tradition, dass ein Kind erst am 20ten Tag nach der Geburt seinen Namen erhält. Und jetzt kommt der Hammer: wir wurden gebeten einen Namen für dieses kleine Mädchen auszusuchen. Schon komisch, dass Eltern sich Monate lang den Kopf zerbrechen, wie sie ihr Kind nennen wollen und wir mussten uns innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden, welcher Name zu diesem Mädchen passt. Wobei ich hier klar stellen muss ,dass es sich nur um den zweiten Namen handelt ( glaube und hoffe ich zumindest mal). Da wir relativ wenig Zeit zum Überlegen hatten, wir aber einen charakterstarken, biblischen Vornamen geben wollten der in Indien auch öfters mal vorkommt, haben wir uns für Martha entschieden. Das war schon eine mega, riesige Ehre. Leider hatte keiner von uns eine Kamera dabei und so konnten wir auch keine Bilder machen. Aber ich bin mir sicher, dass wir diese Gemeinde mal wieder besuchen werden und dann holen wir den Fototermin nach. 
Es wäre schon echt cool, wenn ich dieses Mädchen in ein paar Jahren wieder treffen könnte und sehen würde, was aus ihr geworden ist.
Dieses beeindruckende Erlebnis werde ich sicher nicht so schnell vergessen!

Dienstag, 8. Oktober 2013

Medical Camps

Die krasseste und interessanteste Woche war bis jetzt wohl die Medical Camp Woche. Die Erlebnisse bei diesem Einsatz waren für uns auch gar nicht so einfach zu verdauen. In diesen Tagen haben wir sehr viel gesehen und erlebt. Für mich war diese Zeit wahrscheinlich auch die Prägendste. Wir durften das Medical Team in abgelegene Dörfer begleiten und, soweit es unsere Fähigkeiten zugelassen haben, helfen.


Nachdem wir in den Dörfern angekommen sind, (im Durchschnitt sind wir ca.drei Stunden hingefahren) haben wir zuerst unsere drei sehr einfachen „Praxen“ aufgebaut. 

beim Zahnarzt




Die Zahnarztpraxis
Sie wurde von einem Zahnarzt und vier Helfern geführt. Hier wurden meistens Zähne gezogen und Löcher behandelt. Karies ist in Indien ein großes Problem. Ich habe viele, vor allem Kinder gesehen, deren Zähne von Karies fast vollkommen aufgefressen waren. Man hätte einen Apfelkern ohne weitere Probleme in die Löcher legen können. Mundhygiene wird auf dem Land nicht gerade groß geschrieben..












wunderschöne Brillen. Ähm Nein!
Die Augenarztpraxis 
Dort durften wir mithelfen, Brillen zu verteilen. Das war manchmal gar nicht so einfach, da die Inder doch sehr wählerisch sind. Die Brillen für Weitsichtige, also Lesebrillen sind nämlich hauptsächlich alte, gespendete Brillen. Oftmals waren es "Omabrillen", altmodische Hornbrillen oder Brillen aus den 80er Jahren, also nicht gerade die aktuellsten Modelle. Immer wieder und äußerst hartnäckig wurden wir gefragt, ob wir die Brillen gegen ein kleineres Modell umtauschen könnten. Und dann versuch mal jemanden in einer fremden Sprache zu erklären, dass das nicht möglich ist. Es gab aber auch andere Fälle.     Manchmal haben wir einem Inder eine Brille aufgesetzt und er hat sich daraufhin immer wieder bedankt, dass er wieder richtig sehen kann. Solche Momente sind sehr kostbar und haben mich richtig glücklich gemacht, denn oftmals kam die Hilfe zu spät.
Eine Lesebrille für eine Frau
die Brillenauswahl
 




Die Allgemeinarztpraxis
Hier wurde nach Möglichkeit jeder und alles behandelt. Die Medikamente waren jedoch nicht gerade vielfältig und deshalb wurden Schmerzen einfach mit einer Tablette Parazetamol behandelt. Für mich sah es so aus, als ob die Ärzte oftmals im Dunkeln tappen und auf gut Glück Medikamente verteilen. Das lag aber meistens nur daran, dass es keine Möglichkeit gab spezifische Tests zu machen.



Unser Aufgebot war recht spartanisch und dennoch sehr hilfreich. Die medizinische Hilfe wird in den Dörfern sehr dringend gebraucht, vor allem die kostenlosen Medikamente. Solche Camps gibt es leider viel zu selten. Manchmal kam ich mir so hilflos vor, wie z.B, als ich einen Mann gesehen habe, der einen Ei großen Tumor in seinem Gesicht hatte, oder, als wir einer Frau sagen mussten, dass sie Asthma hat und sie daraufhin  angefangen hat zu weinen, da sie zu arm ist, um die Medikamente auf Dauer zu bezahlen. Man lernt hier schon sehr dankbar zu sein für das, was man in Deutschland hat. 

Das Team

Was man auch deutlich gemerkt hat ist, dass der Hinduismus in den kleinen, ländlichen Dörfern sehr fest verankert ist. Je hinduistischer, desto größer der Aberglaube. In einem Dorf wurde z.B ein Berg angebetet. Dieser sollte helfen „lästige“ Menschen los zu werden. Nicht nur der Aberglaube ist hier groß, auch die Abneigung gegen Christen ist sehr ausgeprägt. In dem letzten Dorf, das wir besucht haben, war das besonders deutlich zu spüren. Es gab solche Androhungen wie: „Wenn deine weißen Christenfreunde uns Schmerzen bereiten, dann bereiten wir dir auch Schmerzen“. Es gibt ja auch Schmerzen während einer Behandlung, wie z.B. nach einer Zahn-OP. Für den örtlichen Pfarrer war das nichts Neues, denn er wurde wegen seinem Glauben misshandelt und hat deswegen schon körperliche Schmerzen erlitten. Obwohl die Dorfbewohner dem Pastor schon das Bein gebrochen und sein Haus angezündet haben, kommt er trotzdem immer wieder zurück. Ich finde das sehr bewundernswert.



Wenn ich mir früher vorgestellt habe, bei einem Medical Camp mit zu helfen, dachte ich immer, dass alle Leute sehr dankbar und glücklich über unsere Hilfe sind. Das stimmt schon: manche Menschen sind sehr dankbar, aber nicht alle. Einige gehen auch nur zu den Ärzten und holen sich Medikamente, um sie später wieder verkaufen zu können. Es ist also nicht immer alles so rosig. Dennoch bin ich der Meinung, dass solche Camps enorm wichtig sind, auch wenn man nicht immer eine entsprechend dankbare Reaktion erhält.

kleine Freuden mit Kindern
( dieses Kind hat zum ersten Mal in ihrem Leben einen weißen Menschen gesehen)